Sonntag, 19. Juli 2009

Wie johanna alles mitmacht...

Irina schreibt:
Unser 13. reisetag ist vorbei. Wir sind in Seoul. Wir haben nicht berichtet, obwohl die Möglichkeit theoretisch da war. Seit gestern haben wir internet sogar im Zimmer, aber die Müdigkeit war nicht zu überwinden... Auch die zimmergröße erlaubt nicht, sich zurückzuziehen und zu schreiben: das aktuelle zimmer ist gerade vielleicht 12 qm groß. Hier gibt es ein Doppelbett und ein koreaniches Bett (eine Decke für den Boden). Wir bezahlen dafür 50 000 Won, das sind 32 € für uns vier. Erst, als wir hier in der Nacht vom Freitag auf Samstag und im Regen ankamen, waren wir enttäuscht und wollten hier nur weg, das ging aber schon wegen der müden Kinder nicht, Am nächsten Morgen haben wir uns überlegt, dass noch ein neuer Umzug nur viel Kraft und einen halben Tag wieder kosten wird. So blieben wir hier und versuchen, uns auf der kleinen Fläche zu organisieren. Das Hotel liegt wirklich zentral, und da wir gut zu Fuss sind, haben wir heute verstanden, dass die Stadt, in der 8 Millionen wohnen, gar nicht sooo groß sind.
Im heutigen Bericht möchte ich Johannas Entwicklung und die Umstellung kurz beschreiben. Wenn dies ein "einfacher" Familienurlaub wäre, würden wir heute an die Heimfahrt denken. Wir haben aber noch einiges vor...
Der Flug war für Johanna nicht sehr schwer, das kennt sie schon - schön angeschnallt sitzen bleiben, nicht den Tisch immer wieder aufklappen, nicht die nachbarn belästigen, nach Möglichkeit schlafen... das hat sie mitgemacht, auch brav gegessen, sogar alleine. Der Anschlussflug Peking-Tokyo fand sie schon etwas schlechter, die Tage danach waren gar nicht einfach. Sie fiel aus ihrem Tagesrahmen heraus, sie hatte ihre Spielsachen nicht dabei, sie musste lernen, abends nicht in ihrem eigenen Bett einzuschlafen. Sie stellte das Hotelzimmer auf den Kopf, untersuchte ale Tische im Frühstücksraum auf Kippsicherheit, verbrannte sich die Finger am Heisswasserspender, kein Restaurantessen war stressfrei möglich, überall haute sie uns nur ab. Da es in Japan, wie auch in Korea keine Hochstühle im Einsatz sind (nur bei McDo... und Co gibt es sie manchmal), versteht man, dass wir nicht immer so richtig unser Essen genießen konnten, da das Kind nicht im Hochstul "gesichert" werden konnte... Wir lassen Johanna in ihrem Kinderwagen sitzen oder auf dem normalen Stuhl, aber das ist für sie nicht hoch genug... Hier kann man aber nichts ändern. IK-- - Tassen und Utensilien sind hier im Gebrauch, aber die 10-€-Hochstühle nehmen einfach viel zu viel Platz...
Der Kinderwagen war für Johanna nur ein selten gebrauchtes Ding, da wir zu Hause Vieles mit dem Auto erledigen mussten. Hier MUSS sie lernen. diszipliniert darin zu sitzen, wenn es nötig ist. Und darin zu schlafen... und zu essen...
Es ist nicht einfach, Johanna zu beschäftigen. Sie mag im Moment keine Bücher. Wir singen viel, das hilft. Als kleine Ablenkung kann sie mal ein filmchen im Fernseher schauen, das klappt manchmal - aber dann muss man neben ihr sitzen.
Die Busfahrten. Es klappte langsam schon ganz prima, sie saß auf ihrem Sitzt, sie stand nicht auf (auch wenn sie erst alles versucht hatte und verärgert war, als der Papa nicht erlaubte).
Das Duschen. Jedesmal ein neues Zimmer, neue Dusche, neuer Wasserhahn. Klappt langsam super, keine Probleme beim Duschen,
Das Essen. Eine Packung Kekse haben wir für einen unerwarteten Hunger immer dabei, davon wird mal etwas genommen... Sonst probiert sie die Sachen gern, sie hat neue Vorlieben entdeckt. Milch und Joghurte sind hier überall in der Werbung und im Verkauf, das bekommt sie zum Frühstück und ist super zufrieden dabei. Wir nehmen alles lieber ins Zimmer, so kann sie sogar alleine essen, was woanders nicht immer möglich ist (das TShirt ziehe ich ihr aus, das Waschen und das Trocknen hier sind viel zu mühsam).
Am Anfang der Reise dachte ich ein paar Mal, dass es mit iht und mit der gewissen nötigen Disziplin nicht zu schaffen sei, heute aber überraschte sie mich mit dem aufmerksamen Zuschauen bei einer Vorstellung einer Kampftanzgruppe - mit dem Klatschen und allem, was dazu gehört. Das Warten von 30 Minuten musste Papa mit seiner Beschäftigung überbrücken, abenr danach saß sie brav auf den Stufen einer Arena und machte wunderbar mit.
Es gibt noch einigige Dinge, die ich festhalten möchte, aber ich sehe, dass meine Nacht zu kurz sein wird. Ich schreibe morgen an dieser Stelle weiter...
Montag, 08.20.
Ich versuche, weiter zu schreiben.
Das Trotzen. Geht weiter, aber nicht sehr heftig.
Die Sauberkeitserziehung. Ich habe es damit für einige Tage aufgehört, wir haben mehr Windeln gekauft, basta. Gestern, als wir in einen Bus gestiegen sind und weit voneinander standen, teilte sie Papa mit, sie muss wohl. Papa winkte mir, wir steigen sofort aus. Ok, sind wir. In einer westlichen Kette gab es eine Toilette - und bitte schön, sie hat mit Papa alles erledigt. Das Gleiche kam schon mal vor dem Schlafen und nach dem Aufstehen - also hoffentlich hat sie nichts verlernt...
Kontakte mit uns. Es geht ihr gut mit uns, obwohl wir 24 Stunden zusammen sind. So wie wir, hat sie auch keine großen Möglichkeiten, sich zurckzuziehen. Maria bekommt von ihr oft die Zunge herausgestreckt, wenn sie sich mit Maria streitet. Papa ärgert sich immer, Johanna weiss das und macht dann alles heimlich. Sonst, wenn es um selbständiges Essen geht oder etwas Freiheit, versucht sie, dies nach Möglichkeit durchzusetzen.
Kontakte mit anderen Menschen. Johanna braucht sie. In Japan wirkte die Umwelt oft freundlich, aber neutral - die Menschen dort sind so erzogen, sie können es nicht anders. Das war für Johanna kein Problem, sie hat gewunken, und wenn es nicht beantwortet blieb, war es auch ok. Im kleinen japanischen Restaurant, wo wir alle, auch die kellnerin, knien mussten, und somit auf der gleichen Augenhöhe mit der stehenden Johanna waren, hat Johanna die junge Kellnerin zum Abschied umarmt - was sie sehr, sehr selten tut und was die junge Frau sehr berührt hat. Hier in Korea erleben wir die Kontakte anders. Johanna wurde oft angesprochen, es wurde ihr die Hand gereicht, sie wurde von fremden Menschen auf den Arm genommen, fotografiert, auch ohne uns zu fragen, gefüttert, im Bus auf den Schoss genommen, von ganz jungen Menschen, sogar Jugendlichen, begrüsst. Wir wissen nicht, was die menschen verstehen oder wahrnehmen. Johanna wird als BABY eingeschätzt, da sie ihre ersten Schritte zu machen scheint. dafür ist sie offener, als 1- 1,5-jährige Kinder, für die sie gehalten wird. Sie ist groß - aber alle schauen auf den hier überdimensionalen Papa und denken vielleicht, dass europäische Babys einfach gross sind. Sie hat eine helle Hautfarbe und rosige Wangen, was hier schön sein soll. Sie hat ein flaches Gesicht, was hier keine besonderheit ist. Sie hat aber eine kleine nase - und hier sind die Nasen lang. Unseren Zettel mit der Erklärung ihrere Situation haben wir nicht gebraucht, da es in der hektik der Großstadt wenig Raum für längere Gespräche mit Unbekannten gibt.

So, nun ist es langsam 09:00 Uhr morgens, in unser Fenster kommt KEIN tageslicht hinein, aber ich denke, es wird Zeit, meine Familie zu wecken. Bis dann, Irina.

Keine Kommentare: