Montag, 13. Juli 2009

Ein langer Tag in Fukuoka

Zusammengestellt am 10.09.09,
gehört zum Datum: 12.07.09.



Meine Fotos von diesem langen Tag sind so unterschiedlich, dass ich den Bericht trennen muss - es wird heute ein Teil zu dem Lebensraum Großstadt veröffentlicht. Ich interessiere mich für alles, was den Menschen im Alltrag begleitet. Wir beide Erwachsenen müssen im Leben viele Funktionen und Rollen übernehmen, wir machten unsere Augen auf und schauten zu, welche Rollen und Rollenverteilungen hier so existieren. Ich hätte gern in ein Haus hineingeschaut, und in eine Bäckerei, und in eine Schule... es war leider nicht möglich. Manchmal ging uns auch der Mund auf - vor Staunen, und wir waren sehr dankbar, diese Erlebnisse in dieser kurzen Zeit haben zu können.


Ich versuche zu beschreiben, wie wir diesen Sonntag gestalten konnten.

Zuerst möchte ich wie versprochen das Frühstück zeigen. Was isst man morgens in einem japanischen, nicht auf Touristen orientierten Hotel? Die Zimmer sind ja alles Einzelzimmer, viele Gäste sind hier alleine, sie essen schnell, schweigen dabei, und schauen zur Wand... aber einen "normalen" Tisch haben wir auch gehabt. Wir essen: zu Dreiecken geformten gekochten (klebrigen Sushi-)Reis mit verschiedenen Gewürzen, eingelegten Kürbis, im Rote-Beete-Saft eingelegten Rettich, gesalzene Meeresalgen, eine würzige Gemüsesuppe, ein Rührei und Bällchen aus Reismehl und Gelatine. Das Brötchen schmeckt seltsam, nur das Toastbrot ist wie immer und überall in der Welt. Das Buffet wurde immer nachgefüllt, es gab auch kleine Fleischfrikadellen, Paprika, ganz scharfe Kräuter... Insgesamt sind die Gerichte nicht scharf, Johanna kann vieles problemlos essen.
Man kann sich denken, dass wir nicht schnell essen, unser Frühstück geniessen und uns bei einem Tässchen Kaffee (doch, den gibt es hier, und zwar einen guten!) unterhalten. Das wurde nicht so ganz verstanden... Einige spät aufgestandene Gäste, so neutral wie sie uns gegenüber sein mochten, schauten uns mal ungeduldig an, da sie einen Platz brauchten. Das Frühstücksraum für ein 9-stöckiges Hotel war nur mit 6 Tischen ausgestattet...
Wir gingen mit unserem Kaffee heraus - in dem Minilobby standen zwei kleine Tische - und zwei Laptops zur freien Verfügung, auch ein Drucker war dabei, ganz offen und für alle griffbereit stand ein Feuerlöscher.
Plötzlich hat sich unsere "Umgebung" verändert. Der Rahmen des Aufzugs und die Wände wurden mit weichen Polstern beklebt, ein weicher Teppich wurde im Nu ausgerollt, an dem Türrahmen des Hotels wurde auch ein Polster angebracht. Schnell und leise wurden eine Wäscheladung nach der anderen in die Etagen gebracht... Nach wenigen Minuten war der Mann und sein LKW und die Polster natürlich verschwunden...

Ich wartete noch wenige Minuten im Lobby. Einige Gäste reisten ab und warteten unten. Die Taxiwagen kamen einer nach dem anderen. Die Taxifahrer kamen hinein, verbeugten sich ganz vornehm und riefen die Namen "ihrer" Gäste auf, alle mit gleicher Intonation und gleichen Worten.

Wir reisen nicht ab, wir wollen keinen Taxi, wir gehen zu Fuß. Heute Morgen sieht das Hotel freundlicher aus, als gestern im Regen.
Hier knipste ich die Grenze zum Nachbarhaus - diese Grenze kann so viel aussagen...

Bereits in Tokyo waren wir überrascht, wie konsequent die Wege für blinde Mitbürger gestaltet sind. Streifen auf den geraden Strecken, Noppen an den Kreuzungen...
Ob man hier die Fahrräder entwendet, weiß ich nicht, hier sind sie an einer öffentlichen Parkfläche mit der Uhr angekettet.
Zwischen den Wohnhäusern steckte ein Friedhof... Ich schaute über die Mauer. Die Grabstätten sind sehr nah, 30-40 cm zu der Hausmauer... Jemand in diesen Wohnungen schläft weniger als 1 m von den Gräbern. Dabei haben wir gelesen, dass der Tod und alles damit Verbundene hier als "unrein" gelten. Leider konnten wir keinen Menschen zu diesem Thema befragen...
Wir gehen zum Zentrum. An einer Stelle ist eine rege Bewegung. Eine ca. 6 m hohe Auftürmung verschiedener Personen uns Symbole, so ein Plastikkunstwerk, befestigt an den Holzbalken wie auf einer Trage,
beeindruckt die Menschen: sie fotografieren unzählige Male das Kunstobjekt, sie beobachten es im Sitzen, die Stühle sind dafür aufgestellt, die Kinder in kleinen Gruppen werden hierher mitgebracht - sie sollen das ganze zeichnen...
...übrigens, wer sagt, dass nur DS-Kinder so "ungünstig" sitzen?

Ein junges Paar fanden wir alle soooo schön...
Zwei Priester oder Mönche, in schönste und dünnste Stoffe gekleidet, essen ihr Fingerfood...
Dieses Muster der Stoffe von Komonos haben wir in der Stadt mehrmals gesehen. Es sind auch einige Gruppen der Männer gewesen. Danach haben wir verstanden, dass es eine Art Fanclubskleidung oder gar eine Uniform der Mitglieder einer Mannschaften ist. Ein Fest wurde hier gefeiert, wir wollten jemanden finden, der uns etwas dazu erklärt.
Auch am Sonntag sind alle Geschäfte geöffnet. An einem Kaufhaus sahen wir einen Aushang für Touristen, also auf Englisch. Kurze Fahrten, 4 bis 5 Stunden insgesamt, zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten für die Gäste der Stadt. Das ist doch etwas für uns - wir müssen nicht viel laufen, wir werden gebracht und es wird uns etwas dazu erzählt. Nach den langen Tag in Tokyo fand ich diese Idee sehr schonend... für meine Beine. Die Kasse ist im dritten Stock, kein Problem, wir fahren hoch. Papa besorgt die Karten, es wird uns gesagt, wir sollen hier einen Moment warten...
hier, im DRITTEN Stock. Plötzlich geht die Schiebetür auf - und wir dürfen in den Bus einsteigen! Nicht eifach so eisteigen, wir müssen uns natürlich ordentlich auf die weisse Linie stellen, dann wird es dem Fahrer klar sein, dass wir einsteigen WOLLEN. Ok, das tun wir...
Dieses Bild knipste ich bevor wir ins Kaufhaus hereingekommen sind - ich wunderte mich, da ich dachte, dass die Busse in einer Tiefgarage verschwinden... nein, sie fahren hoch!
Jetzt aber müssen wir vom dritten Stock herunter... Eine solche Fahrt mit einem Bus habe ich noch nie gemacht. Die Bremsen müssen hier permanent kontrolliert werden... ohje...
Im zweiten Stock bemerken wir die Gleise - ah so, da war ja der Lärm von oben, das ist ja der Bahnhof!

und aus dem ersten Stock sehen wir schon die Strasse. Nur es ist nicht zu Ende: die ganze Stadt ist hier "mehrstöckig", alles läuft auf verschiedenen Ebenen...
wie diese Autobahnzubringer...
Wir verlassen das Zentrum. Ich bin gespannt auf das Programm, das uns angeboten wurde. Eine super nette Reisebegleiterin, mit einer hübschen Uniform und einem kleinen Hut, aber ohne Englischkenntnisse, gibt uns ein kleines Heftchen in die Hand, alles japanisch, aber mit einigen Sätzen auf Englisch. Wir besuchen einen alten buddhistischen Tempel, der jetzt ein Museum ist, und ein Kloster. Sie erzählt viel auf Japanisch, alle schauen brav links-rechts, wir müssen uns damit abfinden und dem Tonfall einfach lauschen... Diesen Turm haben wir im Reiseführer gesehen, ein Beispiel der modernen Industriebaukunst...Alle Businsassen bekommen einen Aufhängeschild mit dem Namen des Reiseunternehmens. Johanna auch. Wird sie ihn behalten? Für mich ist diese Erfahrung total neu, bis jetzt bekam sie nie etwas von Fremden auf den Hals gehängt, und wenn, dann flog alles herunter... Sie behält...

Einige Minuten haben wir das Gefühl, dass die Strasse tiefer gebaut wurde, als das Wasser im Fluss...

Danach geht die Strasse wieder hoch - zwischen den grauen Häusern sehen wir wieder einen Tempel und einen Friedhof, alles sehr eng und knapp...
In der Dunkelheit gestern haben wir den Flughafen gar nicht gesehen - da liegt er, alles wohl organisiert...
Das Auge sucht unbewusst nach grünen Flächen - plötzlich sehen wir etwas, was wir für ein Feld halten... wirklich, ein REISfeld! Das haben wir bis jetzt auch noch nie gesehen...
Wir haben die Stadt verlassen. Die Umgebung ist wunderschön, eine Berglandschaft ist hier zu sehen... und die reisfelder sind auch überall. Wir nehmen uns vor, einmal eine Pflanze unter die Lupe zu nehmen - keiner von uns hat je eine Reispflanze in den Händen gehabt.
Ein Foto von Josef: auf der kleinsten Fläche üben die Krahnfahrer, die Menschen mit Anzug und Schreibzeug sind auch dabei. Werden hier Punkte notiert? Eine Prüfung wird abgenommen?
Ein Foto von Irina: eine Wäsche(leine): die Stangen werden beliebig aufgelegt, die Wäsche wird grundsätzlich auf den Kleiderbügeln zum Trocknen aufgehängt.
Ein solches Bild kann man auch in Bern am Flussufer beobachten: jemand geht seinem Gärtnerhobby nach...
Endlich stoppt unser Bus an einem Parkeingang. Der erste Blick sagt schon aus, dass hier jeder Baum jahrzehntelang in besonderer Weise gepflegt wurde...
Wir sind in einer alten Tempelanlage angekommen, die jetzt als Museumsanlage dient.
Wir bekommen einen klaren, sehr knappen, Zeitplan für die Besichtigung...
Das ist ja der Preis, den man zahlt, wenn man als "organisierter" Tourist etwas sehen möchte... Es ist nix zu machen, wir laufen mit.

Vom Museum und von dem nächsten Punkt - dem Kloster und von dem japanischen "Butterfahrt"- Einkaufen, das im Program beinhaltet war, berichte ich weiter, es wird wohl Teil 2 und Teil 3 geben, da unsere Überraschungen viel zu zahlreich waren.

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