Montag, 13. Juli 2009

Butterfahrt...

Zusammengestellt am 13.09.09
Gehört zum datum 12.07.09, Teil 3.


Nachdem man uns im Bus die ganzen Delikatessen dieser Gegend gezeigt hat, stiegen wir aus. Es wurde angekündigt, aber auf japanisch - alle wussten Bescheid, nur wir nicht. Wir wollten eigentlich nichts kaufen - unsere Reise fing gerade erst an, wir wollten nichts zwei Monate lang mitschleppen... und Platz hatten wir auch nicht... Hier ist nur eine Zeitverschwendung...
Als ich aber diese Halle betrat, wusste ich, dass ich keinesfalls Zeit verschwende.
In der japanischen Küche müssen alle Gerichte wie ein Kunstwerk aussehen.

Hier sahen sie so aus - ganz einfache Dinge zum Teil, aber sehr attraktiv zubereitet...
Die Dreiecke aus Reis mit Körnern und Gewürzen im Seetang haben wir bereits probiert...
...für diese eingelegten Rogen fand ich in meiner Familie keinen Mit-Ess-Parnter...
Jedes Plätzchen war auf genaueste geprüft, bevor es in den Karton durfte...
Solche Fruchtgeleekapseln haben wir später probiert, ich habe bedauert, dass ich keine mitgenommen habe.
Die Biskuitrollen mit Erdbeerfüllung waren kleine Kunstwerke...
Das sind keine Bürsten, das sind Nudeln, sie bleiben weich und elastisch...

Im Glas sieht man die Seealgen, Gelatine daraus nutzt man für gelierte Fruchtaufstriche...
Während ich eine Runde im Verkaufsbereich gemacht habe saß Johanna am Eingang neben einem Blumenbeet und spielte mit Steinen.
Halt, Johanna, was hast du denn da? Gib´ bitte schnell her!
Mein Kind gibt mir alles brav in die Hand...
Ein Bonbon! Wo hast du es her?
Eine junge Frau, die an einem näheren Stand tätig war, kam auf mich zu. Sie hat Johanna das Bonbon gegeben, "because the child is so cute". Sofort hatte Johanna noch weitere Bonbons in der Hand. Die junge Frau sagte, dass sie aus Korea stammt und hier mit ihrem japanischen Ehemann ein Geschäft hat. Sie haben leider noch keine Kinder, aber "sie - wie alle Menschen in Korea - mag Kinder sehr".
Johanna saß im Bus und genoss ihre Süssigkeiten. Ich mochte ihr sie nicht wegnehmen, obwohl sie die Bonbons noch gar nicht richtig lutschen konnte. Bei unseren älteren Kindern konnte ich die Bonbonphase hinauszögern. Bei Johanna ist alles anders. :-)


Wir waren zurück.
Heute ist unser letzter Abend hier in Fukuoka und in Japan.
Morgen fahren wir nach Korea.
Heute Nacht übernachte ich mit den Mädchen in einem Zimmer - wieder mal Ausnahme, die uns das Hotel ermöglicht, - und der Papa seilt sich ab. Er übernachtet heute im Cabin-Hotel. Hat jemand schon davon gehört? Hier in Deutschland stellt man sich diese Hotels wie Leichenhallen vor und denkt, sie werden aus Platzmangelgründen gebaut. So dachte auch Josef vor der Reise uns wollte einmal eine solche Erfahrung bekommen. Ich wollte sie nicht bekommen, aber das hatte keine Bedeutung: die Cabin- Hotels sind nur für Männer gedacht. Wir waren sehr gespannt und haben uns einige Male am Tag darüber unterhalten, was er dort erleben wird.

Erst aber wird Josef uns in unser Hotel begleiten, wir essen etwas zusammen, dann geht er...
Schon wieder werden wir von vielen Erscheinungen der unterschiedlichen Gesichter Japans überrascht. Ein Wandermönch sammelt würdigst Geld für sein Kloster. Zwei Mädchen, die sich für den Abend etwas länger mit ihrem Aussehen beschäftigten, fangen kurze, aber klar unwohlwollende Blicke auf sich.
Eine Gruppe junge Männer, die... hm...
hm... sehr interessant aussehen...
wollen an diesm Festival teilnehmen.

Das Ganze haben wir uns ein wenig erklären lassen. Fünf Gruppen Männer, die z.T. von weit her einreisen, rennen im Morgengrauen durch die Strassen und tragen im Laufen die Türme mit verschiedenen Symbolen ihrer Mannschaften (einen solchen Turm haben wir in der Stadt gesehen). Die Männer werden mit Wasser übergossen und mit Reis beworfen, sie müssen es aber schaffen, einen Teamgeist beizubehalten und "Schulter zur Schulter" den Turm schnell zum Ziel zu bringen. Es gibt Träger/Kämpfer (unten) und Führer(oben):
Das Fest heisst Gion-yamakasa und gehört zu den Feierlichkeiten zu Ehren des Nationalgeistes.
Als Josef die Übernachtung im Cabin-Hotel reservierte, hat er viele Männer gesehen, die zu diesem Fest in der Stadt eingetroffen waren. Er dachte schon, er bekommt im Hotel zu viel action mit...

Unsere erste Woche "24 Stunden zusammen", Woche unterwegs, Woche "sich-den-Umständen-ausgeliefert-fühlen" ist vorbei.
Maria bekommt von Mama eine blaue Kette zur Erinnerung. Hier ist unsere liebe 11-jährige, die schon in wenigen Tagen bei den Menschen in Korea und anderswo plötzlich das Gefühl wecken wird, sie sei eine Erwachsene im heiratsfähigen Alter... Ohje... so weit sind wir noch gar nicht...

Aber erstmal... gehen wir zusammen etwas essen.
Alle Restaurants hier sind von aussen nicht ansehbar. Es hängt immer ein schwarzer dichter Vorhang vor der Tür, sodass man einfach "hineinspringen" muss und dann erst entscheiden muss, ob man dort etwas findet oder gar bleiben darf. Es sei durchaus möglich, dass der Wirt den Ausländern das Essen verweigert, aber nur "aus Höflichkeit, da er befürchtet, wegen der Sprachprobleme dem Gast nicht gerecht sein zu können". So der Reiseführer. Jo. Hoffentlich bekommen wir etwas noch heute abend... Natürlich wollen wir japanisch essen, aber wenn nicht, finden wir auch McDo----, wie immer.
(ich erzähle später weiter)

2 Kommentare:

Gabriela hat gesagt…

Liebe Irina
ich bewundere euch nach wie vor für euren Mut, in diese fremde Welt einzutauchen.
Und ich bewundere dich für deine Energie, die du aufbringst für diese Dokumentation.
Warum du den Garten am Fluss mit einer Bern vergleichst, ist mir ein Rätsel. Oder was meinst du wohl mit Bern?
Sei lieb gegrüsst.
Gabriela

Anonym hat gesagt…

Hallo Gabriela, der Vergleich mit Bern ist einfach. Japan in Asien ist wohl mit der Schweiz in Europa gut zu vergleichen. Ich komme ja aber aus einem Land, wo der Bodenfrost lange nicht nachgibt und die Treibhäuser aus Not entstehen - und in vielen Jahren nach Perestrojka aus Überlebensnotwendigkeit. Ich habe da einfach einen anderen Blick dafür. Während eines Besuchts in Bern und bei der ukrainischen Botschaft, den ich mit einer ukrainischen Freundin mal machte, sahen wir am Flussufer, da, wo die Villen mehrerer Botschafte auch waren, selbsterrichtete Treibhäuser. Wir haben uns angeschaut - und danach lange gelacht, weil wir beide das Gleiche gedacht haben. In diesem "das Gleiche" muss man die ganzen Jahre Erziehung in einem "antikapitalistischen" Land verstehen, das sprengt aber jeden Kommentar-Rahmen... Sonst gibt es Treibhäuser auch bei meinen Nachbarn in Osnabrück... lol. Irina.