Um ca. 02:00 morgens versucht Johanna, Papa nachzumachen...
aber der Tag fängt schon an - ohne dass wir eine Nacht hatten.
Jeder brauchte so seine Zeit, um gesund oder mindestens fitter zu werden... Es wurde viel, viel geschlafen. Hinter dem Fenster wütete Gota fria, ein typisches Costa-Blanca-Unwetter, mit Orkanböen und ströhmenden Regenfällen, aber das merkten wir kaum. Erst als die Fernseher-Antenne in der Ferienwohnung neu eingestellt wurde, merkten wir, dass es eine Zeitumstellung zwischendurch gab. Johanna dachte, die Leiter ist ein KG-Gerät und krabbelte und kletterte hin und zurück und fand diese Beschäftigung ganz toll.
In der Nähe war eine Apotheke, ich nutzte die Chance, für Johanna Augentropfen zu kaufen. Ich merkte vor dem Urlaub, dass sie eine Bindehautentzündung bekam. Da eines der Tageskinder dies auch hatte, wunderte ich mich nicht. Zum Arzt konnte ich in Deutschland nicht mehr gehen, aber ich wusste, dass es in Spanien viel unproblematischer und einfacher ist, ein Medikament ohne Rezept zu besorgen. Die Apothekerinnen schenkten Johanna viel Aufmerksamkeit. Die Augentropfen wurden selbstverständlich ausgesucht, eine Mitarbeiterin, die ein wenig Englisch konnte, wurde geholt, um uns noch und nochmal zu erklären, auch mit Händen und Gesten, dass wir 2 Tropfen 4 Mal am Tag geben müssen - was wir längst auf Spanisch verstanden haben... Dann wollte die nette Leiterin die ersten Tropfen selber geben, merkte aber, dass Johanna etwas trockene Haut hatte, holte noch eine Creme, dann ging es mit den nicht sparsamen Erkärungen wieder los... Also unsere weiblichen Kommunikationseinheiten für diesen Tag haben wir "abgearbeitet" - aus der deutschen Sicht... die Apothekerinnen hätten noch weiter diskutiert...
In diesem Moment kam jemand in die Apotheke hinein. Erst kam allerdings ein Chellokoffer, dann eine junge Frau mit DS. Sie kam gerade aus der Kirche, wo es geprobt wurde. Sie wurde mehrfach begrüsst, danach wurde mehrfach geküsst, dann begab sich die junge Frau in die Ecke, wo eine Waage und ein Blutdruckmessgerät standen. Die Leiterin zwinkerte mir mit einem Auge und meinte, "ella es muy, muy inteligente" und erklärte, dass Rosa die Tochter einer Bekannten sei und hier wöchentlich ihre Werte selbständig kontrolliert. Dann schaute sie auf Johanna, die die ersten Augetropfengaben ruhig und vertrauensvoll über sich ergehen ließ, und sagte, dass Johanna ein großes und kräftiges und liebes Kind sei...
Das mit dem groß und kräftig kann vielleicht sogar stimmen, wenn man Johanna in Spanien als ein Kind aus Norden betrachtet. An diesem Tag wollten wir für Johanna etwas dickere Kleidung kaufen, weil es einfach nicht warm wurde. Wir haben noch nie Kleidung in den spanischen Läden gekauft, da die Zeit für die Läden einfach zu Schade war... Wir fanden viele Regale, die nach dem Alter des Kindes organisiert wurden. Ich suchte in den Regalen für 2-jährige und fand nur viel zu kleine Sachen. Fündig wurde ich in den Regalen für 4-jährige... Das Gleiche war mit den Schuhen... Interessanterweise waren wir alle viel zu riesig, auch mit unseren Schuhgrößen, um für uns etwas Passendes zu finden. Nun weiß ich, wo ich für Johanna kleine Kommunions- oder andere Kleider oder Schuhe kaufen kann.
An diesem Abend wussten wir, dass wir langsam gesund sind und dass das alte Lebesgefühl wieder da war.
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