Dienstag, 7. April 2009

Der Wochenmarkt

Ein mercadillo ist ein Teil des wöchentlichen Rhythmus hier - am Samstag fühlt man bereits das kommende Ende der Woche... dieser Ort hat das langjährige Glück, dass die Verkäufer aus der Region Interesse haben und gern genau am Samstag hierher kommen - nicht wie in anderen Orten, wo vielleicht ein Dienstag oder Mittwoch damit "belegt" sind...
Natürlich gehen wir jedesmal hin, allerdings nur wir Frauen - für Papa ist es immer viel zu stressig...
Man weiß schon, wo alle Anbieter seit Jahren stehen, aber es gibt immer mal eine Überraschung. Diesmal, eine Woche vor Ostern, werden Palmstöcke verkauft. Manche sind bereits vorbestellt gewesen und werden nur abgeholt, alles sind kunstvolle Gebinde aus gelblichen (eingeweichten?) Palmblättern. Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen, was das für Blätter sind und warum die Stöcke solche Form haben... Sollte jemand der Leser das wissen, teilen Sie bitte dies mit mit...Aber diese goldenen Stäbchen sind uns bereits bekannt. Wir haben nicht viel gefrühstückt, um noch Platz für Churros zu lassen. Wir nehmen nur 12 Stück, die anderen Käufer, meistens Einheimische, holen die Churros für die ganze Familie - mit großen Tüten eilen sie zu ihren Wohnungen, um noch das warme Gebäck zu genießen.
Johanna schaut etwas mistrauisch zu...
...dann neugierig...
...und dann nimmt sie sogar etwas noch Unbekanntes (oder einfach Vergessenes) aus der Tüte... (es kommt in der letzten Zeit öfter vor, dass sie nicht sofort zugreift oder zögert oder leider gleich ablehnt... Sie hält das Gebäck aber eher vorsichtig...)
Aber es hat sich doch gelohnt!!!
Zwei gleichzeitig schmecken viel besser!
Wir haben uns ein paar Sachen besorgt und wollten den Morgen mit einem Tässchen Kaffee abschliessen. Maria bekam einen Kakao - Johanna wollte auch etwas davon!
Sie hat es ziemlich gut gemeistert, zum ersten Mal im Leben, Kakao mit dem Löffel aus einem Tässchen zu trinken und keine Kleider mit Flecken zu versehen...
Am Nachbartisch saß ein älteres Ehepaar, das ihren Morgen gerade anfing, und zwar bei einem Glas Rotwein und Oliven. Sie schauten Johanna zu und waren in dem Alter, in dem man keine Unterschiede mehr sieht...

Eine Begegnung des Tages davor will ich hier festhalten. In "unserem" chinesischen Restaurant arbeitet eine neue Kellnerin. Sie hat Johanna mehrmals angeschaut, so alles eben im Vorbeigehen, und dann nutzte sie ein Momentchen, als ich mit Johanna am Tisch alleine war, und fragte, wo wir wohl her kommen würden. Aus Deutschland. Ist das denn Ihr Kind? Ja, das ist unser Kind. Ist das DEINE Tochter? (Sie meinte, ob ich sie GEBOREN habe). Ja, das ist meine Tochter. Meine Antwort bezüglich des Alters konnte sie schon gar nicht zuordnen...
Ich ließ das junge Mädchen nicht mehr fragen und rätseln, ich erklärte, dass das Kind anders aussieht, weil es so geboren wurde, und zwar mit dem DS. Auf Deutsch, auf Spanisch, auf Englisch habe ich es ihr gesagt, sie konnte nichts damit anfangen, dann gab sie mir ihr Beslellnotizheft, ich habe das aufgeschrieben... Sie ging dann weg, es gab ein Gespräch "hinter den Kulissen", das offensichtlich auch nichts brachte... Die anderen Kellner schauten Johanna auch neugierig zu...
Als wir dann bezahlen wollten, griff die junge Kellnerin nach ihrem Handy und knipste Johanna mehrere Male. Als sie mit einem der Bilder zufrieden war, machte sie es zum Hintergrund und zeigte uns stolz...

Nach Johannas Geburt waren wir auch mal bei einem Chinesen. Eine ältere Kellnerin, die sich nach den Familien mit Babys immer umschaute und viele Fragen stellte, schaute auch in unser Babykörbchen. Ein eindringlicher, bewertender Blick, eine kleine, leichte, aber klar abwertende Kopfbewegung, ein lautes Schnalzen mit der Zunge (würde ich gern wissen, wann dies im Normalgebrauch der Muttersprachler eingesetzt wird) - und weg war sie dann... Sie wusste wohl, worum es bei uns ging...

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