Sonntag, 8. Februar 2009

Eine Erinnerung

Ich wollte ja von unserem Besuch in Salt Lake City berichten. Als ich die Fotos durchgeschaut habe, fand ich tolle Sachen, die heute und morgen vor genau 6 Monaten passierten und von denen ich sogar die Fotos behielt. Warum "sogar" - weil in der Nacht davor, am 07.08 also, sind alle Fotos beim Herunterladen auf das Notebook verloren gegangen... Los Angeles, Las Vegas, die Wüste -alles bleibt nur als unsere persönliche berauschende Erinnerung...

In der Nacht vom 7. auf 8. August schliefen wir in einem Hostel, genauer gesagt, in einem Schuppen neben einer Tankstelle irgendwo mitten in einem Reservat auf dem Weg zum Grand Canyon.
Wir waren müde, wir waren an der Grenze unserer Kräfte, und zwar einige Male bereits... Ich konnte nur Maria sagen, dass wir irgendwann im Winter, vielleicht zufällig, unsere Reisebilder öffnen - und werden sehr sehr froh sein, dass wir all diese Wege gemacht haben.

Einen solcher Wege werden wir immer in Erinnerung behalten. Als wir vor der Reise vom GrCanyon gelesen haben, fanden wir eine Bemerkung, dass dieses Naturereignis alle europäischen Vorstellungen sprengt... Wir wollten uns überraschen lassen.Das war unser erster Flug mit dem Hubschrauber. Ich wusste nicht, wie sich das Fliegen darin anfühlt, aber nach einigen Minuten war klar: wie auf dem heimischen Sofa. Na dann wollen wir etwas sehen!
Der Wald, der viele ausgebrannte Flächen hatte, schien unendlich zu sein. Der Himmel war nicht gerade sonnig, dunkle Gewitterwolken störten den Piloten offensichtlich nicht.
Und hier, am Abgrund, hatte der Wald sein Ende, hier war DER Blick:
Keins meiner Bilder kann das darstellen, was unsere Augen links, rechts, gegenüber und hunderte Kilometer weiter aufnehmen konnten... Alles war zu gigantisch. Dieser Blick sprengte unsere Vorstellung von "groß", "sehr groß", "riesig"... alles war einfach unendlich.



Danach brauchten wir etwas Zeit, um das Gesehene ein wenig zu verarbeiten.
Die Nachmittagszeit, das Gewitter, das Nicht-Besitzen einer Navigationsanlage haben uns doch zum Fahren gezwungen. Die Landschaft zeigte uns, dass hier Menschen leben, die nicht auf ihren Feldern arbeiten, kaum Tiere besitzen und viel jagen. Es gab Hinweise zu den privaten Grundstücken in diesen entlegenen Indianer-Gebieten.
Wir waren froh, überhaupt eine Ortschaft gefunden zu haben... Der Koch im kleinen mexikanischen Restaurant sorgte dafür, dass wir kaum etwas essen konnten, ohne nach jedem Biss ein Glas Wasser trinken zu müssen...
Alle amerikanischen Kinder sollen ein solches Gericht mögen: ein Würstchen, mit etwas Süßstoff, im süßen Teigmantel... Unsere Kinder mussten immer noch hungrig das Restaurant verlassen... Gut, dass wir für Johanna immer Gläschen hatten...
Der Abend war in Sicht, aber wir wollten doch noch ein Stück fahren, um den Weg zum Bryce Canyon "weg zu bekommen". An dieser Tankstelle trafen wir zum ersten Mal einige Indianer. Es waren ganz besondere Typen, mit Elementen der Nationalkleidung, aber ganz "alltäglich"...
Nach wenigen Minuten sind wir uns einig gewesen: wir müssen versuchen, ein indianisches Dorf, ein Städtchen, eine Schule vielleicht zu sehen. Einige Jahre zuvor, während der Reise nach Washington, haben wir uns gewundert: auf der Museumsmeile waren Museen für alles Mögliche, für alle möglichen Völker - aber nicht für Indianer... es sollte als eine baldige Baumaßnahme vogesehen worden sein...
Na dann fahren wir hin! Nur wohin?
Wir dachten, wir fahren einfach los, dann fragen wir jemanden.
Naive, naive Reisende... Ab diesem Foto gerechnet, haben wir über 300 km, bis in die Nacht hinein, keinen Menschen gesehen... auch keine Haltestelle, keine Tankstelle, kein Motel-Hotel-sonstwas... Die Unsicherheit, die wir gefühlt hatten, kann man jetzt nicht mehr beschreiben, aber wir dachten schon, wir müssen hier in der Wüste übernachten...

Zum großen Glück erreichten wir Kanab, ein kleines Städtchen in Utah, noch vor der Minute, in der das letzte Zimmer im letzten Motel vergeben wurde... Es wurde unser! Halb tot, konnten wir nur Johanna versorgen und umfallen, auch ohne zu essen...

Der Besitzer des Motels sah am Morgen nicht so bedrohlich aus, wie wir es in der Nacht erlebt haben. Ein Alt-Hippie und ein nettester Mensch, versorgte er seine Gäste so gut wie er konnte... Aber er konnte nur sehr einfach... Dieser Haufen verklebter Kuchen und Rosinen - und anderer Schnecken und Ecken war unser Frühstück.Ihn haben wir gefragt, in welcher Gegend wir die Möglichkeit hätten, die Kultur der Indianer kennen zu lernen... Er zeigte uns die Karte. Das lilane Feld etwas südlicher sei ein Indianer-Land, dort befindet sich ein National Monument (Sternchen), und in Colorado City gäbe es ein Museum... Toll, da fahren wir hin! Naive Reisende! Man muss leider wissen, dass nicht alle dort Lebenden ihre Umgebung kennen...

Aber das wussten wir noch nicht und fuhren los.
Nach ca. 20 Meilen standen wir in einer Gegend, die menschenleer und gepflegt zugleich aussah...

In wenigen Minuten werden wir verstehen, dass wir uns im Bereich befinden, in dem fremde Besucher nicht gern gesehen werden. Wir sind in einem Mormonen-Dorf. Später werden wir erfahren, dass hier mormonische Familien leben, die nach "alten Traditionen" geordnet sind und die von den Behörden nur wegen der Entlegenheit toleriert werden...
Unsere Reise durch das Mormomen-Land fing an.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

liebe Irina

Wow, das ist ja toll bei dir auch solche Dinge lesen zu können! Ich sollte schon längst das Frühstück richten und bin wie gebannt am Lesen geblieben. Sehr spannend, was und wie du das schilderst!!
Danke und einen schönen Morgen dir und der ganzen Familie

Christina

HannaPurzel hat gesagt…

Hallo Irina!
Durch Alex bin ich hier bei Euch reingestolpert und bin ganz hin und weg von Deinen Urlaubsschilderungen!!!!
Lieben Dank für den tollen Einblick!
Euch liebe Grüsse und einen schönen Wochenstart!
Bella

Claudia hat gesagt…

Hallo Irina,

ja was war das denn für eine "Entführung"? ;-) Auch ich war ganz gebannt von Deinen Schilderungen, fast als wenn man dabei gewesen wäre....vielen Dank dafür, und die tollen Fotos!

Claudia!