Dienstag, 18. Mai 2010

Wenn eine Ministerin dich anlächelt,

und noch so freundlich
und voller Sorge um dein Kind,
dann muss doch einem das Herz aufgehen!

Ich muss zugeben, dass bei unseren anderen drei Großen wäre es mir so gegangen. Und jetzt ist das nur ein Stich ins Herz.

Was habe ich denn da bloß im Briefkasten?
Ein Brief, ein Faltblatt, eine Antwortkarte...


Ich habe nicht nachgezählt, wie oft "die Gesundheit Ihres Kindes", "gesunde Entwicklung", "gesundes Aufwachsen" u.Ä. in einem kleinen Stück Text erwähnt wurden. Natürlich meint man bei dieser Art "Gesundheit" keinen Schnupfen...
Der beiliegende Brief, der an uns Eltern gerichtet ist und unsere Tochter zur U 8 einlädt, erklärt uns Eltern, dass "eventuell vorhandene Krankheiten oder Entwicklungsverzögerungen frühzeitig" erkannt und behandelt" werden können. Eine Drohung ist auch dabei. Sollten wir Eltern die U 8 nicht wahrnehmen, wird sich das Jugendamt vor Ort unsere Familie unter die Lupe nehmen... und alles auf der Rückseite nochmal, nur gekürzt, aber etwas resoluter auf Russisch, Türkisch, Arabisch... Also die Antwortkarte zum Arzt bringen, abstempeln lassen, zurück schicken...
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Tja, was kann ich bewirken, wenn ich auch hundert mal zum Arzt mit Johanna renne?
Das, was man hier unter "Gesundheit" versteht,
hat
sie
ja
nicht.

Ich habe die angegebene Nummer angerufen.
Ich habe eine weibliche Stimme erreicht.
Ich habe ihr angeboten, sich vorzustellen, dass sie als "Behinderten-Mutter" einen solchen munteren Text liest - mit einem Gedanken im Hinterkopf, dass das Kind sich gar nicht entwickelt, totkrank ist, eventuell bald stirbt...
Ich habe ihr vorgerechnet, wie viele Familien diesen Text so haben lesen müssen.
Ich habe ihr empfohlen, falls das Ministerium solche Daten und Statistiken noch nicht hat, sich welche zuzulegen,
wenn auch aus humanitären Gründen.

Sie hat zugegeben, dass diese Aspekte wirklich nicht bedacht wurden.
Unser Gesprächsinhalt geht an den Vorgesetzten, der den Text aus der Sicht eines "Behinderten-Vaters" nochmal durchlesen möchte.

Meine 12-jährige Tochter hat alles mitgehört.
Mama, das ist OBER-peinlich (mit der Intonation von Türkina, der Freundin von Tarzan)...
Da es im Moment sowieso alles peinlich ist, was die Eltern so tun, lasse ich mich davon nicht beeindrucken.
Aber dass meine Kraft für den laufenden Tag nach dem Lesen des Briefs einfach WEG war, muss ich wohl zugeben.

2 Kommentare:

jonathan und seine familie hat gesagt…

Wirklich sehr unschön gehalten, dieser Brief!!

Als ob wir mit unseren Kindern nicht oft genug beim Arzt wären....und zwar mir Grund, nicht um irgendwelchen Statistiken und Tabellen gerecht zu werden!!

Gut, dass Du angerufen hast...

..und Deiner Tochter mags vielleicht peinlich sein...aber sie lernt von Dir, dass man den Mund aufmachen muss...auf Missstände hinweisen darf!

Gut gemacht, meine Liebe!

Kopf hoch!

Barbara

Graugrüngelb hat gesagt…

Ich habe manchmal ähnliche Gedanken, wenn ich mit meiner Tochter zu den U-Untersuchungen gehe. Wir sind ohnehin ständig bei irgendwelchen Ärzten, was soll also diese Untersuchung bringen - außer Frust, denn nichts von den erwarteten (geforderten) Dingen kann meine Tochter.