Sonntag, 14. Februar 2010

Steine, die bleiben...

Ich habe in den letzten Tagen kaum etwas geschrieben, ich habe nur gelesen. Ich war hier:

http://aufeinanderzu.blogspot.com/,

wie eigentlich fast jeden Tag im vergangenen Jahr.

Im letzten Februar musste ich Vieles aus meinem Blog löschen, da es plötzlich ein ungesundes Medieninteresse ausbrach. Mein Zähler explodierte trotzdem, da man nicht alle Fäden abbrechen konnte. Nun sehe ich, obwohl ich mich selber hier kaum bewege, dass Johannas Blog immer wieder aufgerufen wird, da man die o.g. Adresse anklickt. In diesem Februar - bin ich mir ziemlich sicher und hoffentlich täusche ich mich nicht - sind das nur die Menschen, die mit der Familie zutiefst mitfühlen und miterleben. So ging es uns in diesem ganzen Jahr. Wir hatten unsere Johanna bei uns, aber der Gedanke des Schnellvergänglichen war auch permanent dabei.




Dass es in wenigen Tagen ein halbes Jahr nach dem 14. 02. sein wird, habe ich an einem kühlen trüben Morgen im vergangenen August mehrmals gedacht. Am Tag zuvor passierten wir eine Stelle am Fluß Tsangpo, die unser Guide uns als Wasserbegräbnis - Stelle für tibetische Kinder gezeigt hatte. Wir standen da und schauten ins wirbelnde Wasser. Was würde von einem Menschen hier bleiben? Die Tibeter meinen ja, es bleibt nichts und es soll auch nichts bleiben. Wir hatten wegen der Höhenkrankheit nicht viel Kraft zum Diskutieren, wir schauten uns nur an und jeder hat sich in seine Gedanken vertieft... Mit diesem Teil des Buddhismus waren wir nicht einverstanden.

Es bleibt DOCH etwas hier von einem Menschen, auch hier, auch wenn sie das nicht wollen. Überall waren kleine und große Steinhaufen zu sehen. Als Haufen bezeichnen wir, die unerfahrenen Gäste, diese Bauten, für die Tibeter sind das Nachbildungen einer Stupa, einer Kapelle in der Form der Lotusblütenknospe. Und diese gemeinten "Stupas" bleiben. Keiner fasst sie an oder nimmt die Steine heraus, um seine eigene zu errichten...
Mit den Gedanken, etwas ähnliches hier zu hinterlassen, habe ich mich beschäftigt, aber ich habe mir nicht getraut, das zu realisieren... Ich gehöre ja nicht zu ihrer Religion...

An diesem Morgen passierten wir eine Stelle in den Bergen, die mit einem chinesischen Monument wohl eine kleine Abwechslung bereitete: 5000 km lang hat man diese Straße bis zu dieser Stelle gebaut, hier stellten sich die Bauleute ein Denkmal... Die Höhe dieses Ortes war uns unbekannt, aber mein Kreislauf sagte mir, dass es hier ganz schön hoch wäre. Einige Häuser klebten an den Felsen. Hier gibt es kaum etwas, was einen Menschen ernähren kann.
Zwei Frauen mit Kindern kamen zu unserem Auto - sie wollten alle "das Baby" begrüssen.
Hinter den Häusern war dieses Feld mit "Stupas".
Erst hat Josef Johanna getragen,
dann hat er sie abgesetzt. Da es nichts anderes zum Spielen da war, nahm Johanna Steine und warf sie. Johanna, wollen wir lieber etwas aus Steinen bauen?

Zu meinem Staunen fing sie damit an.
Dann hat auch der Papa mitgeholfen, was Johanna aber nicht wollte...
Sie hatte ihre eigene Idee: noch ein kleinstes Steinchen musste drauf...
...so musste es sein! Wir warfen einen letzten Blick auf unsere Steine. Sie sind flach und liegen ganz stabil aufeinander. Auch ein starker Wind kann an dieser Stelle, hinter einem Felsbrocken, nichts anrichten. So bleiben sie hier für lange, lange Zeit liegen.
Auch wenn wir nicht da oder nicht mehr da sein werden...
Ein Gedanke
an Johanna,
an Mia,
an Mirjam...

1 Kommentar:

Gabriela hat gesagt…

Liebe Irina
dein Post bewegt mich total, und ich denke, du wirst in ein paar Monaten noch besser verstehen, warum. Danke!!!

Ich habe dieses Post in meinem geschlossenen Blog verlinkt. Vielleicht lässt dies deine Leserzahlen steigen. Ich schreibe das, damit du dir keine Sorgen machst. Das sind alles liebe Menschen, die ich so gut kenne, dass ich das Vertrauen habe, dass sie, wenn sie es tun, mit Wohlwollen und echtem Interesse lesen.

Herzlichen Gruss besonders auch an die Knuddel-Johanna.
Gabriela