Dienstag, 25. August 2009

Ein paar Gedanken und Geschichten

zum Thema BETTELN...

Wir sind in Jaipur, einer fast 6-Millionen-Hauptstadt von Rajastan.
In einigen Tagen verlassen wir Indien, unsere Reise geht zu Ende.
Am Anfang und waehrend der reiseplanung war es uns bewusst, auch aus fremden Erfahrungen, dass wir mit der Armut und dem Betteln konfrontiert werden. Wir haben viel darueber gesprochen, auch mit Maria.
Nun denke ich darueber nach, was wir erlebt haben.
In Japan war das Betteln undenkbar. Punkt. Einige Obdachlose bewahrten Ruhe und Gelassenheit. Einmal stellte ich einem auf der Strasse schlafenden Mann eine Platte mit Sushi auf seine kleine Karre, aber er hat das nicht gemerkt und auf keinen Fall nachgefragt.
In Korea sahen wir nur zwei Bettler. Eine sehr alte, verwirrt wirkende Frau bat um etwas zu Essen am Busbahnhof. Ein Mann ohne Beine hatte seinen festen "Platz" an einer Busstation, er nahm die Gaben wuerdig und selbstverstaendlich entgegen.
In China ueberraschte und das Betteln. Schmutzige Kinder liefen mit leeren Pappbechern am Eingang zur Verbotenen Stadt und zeigten auf den Mund. Als wir einem Jungen etwas Geld in die Hand drueckten, erschienen ploetzlich mehrere Kinder und Jugendliche und Frauen... Schockiert, sassen wir auf der Bank im Eingangsbereich... Wir konnten sehen, dass der kleine Junge gar nicht alleine hier war. Eine schlicht, aber "normal" angezogene Frau war da und die Kinder haben bei ihr alles abgeliefert. Sie bekamen auch etwas zu trinken und etwas in den Mund auf die Schnelle gestopft und eine Streicheleinheit...jo... Neben einem Kaufhaus, in dem wir etwas warmes fuer die Tibetreise besorgen wollten, war eine vergleichbare Geschichte. Wir gaben einem kleinen Jungen etwas Geld. Als wir zurueckgingen, wollte er schon wieder etwas haben, da er uns natuerlich vergessen hat. Wir gingen vorbei. Der kleine, der eben ganz suess laechelte und chinesisch redete, schrie im besten Englisch: "F--k you!" ... Jo... Er war ein Profi in seinem Geschaeft.
In Tibet trafen wir sofort am Hotel eine junge Mutter mit einem 6-7 monate-alten Baby, sie war sehr schmutzig, das Kind hatte einen Lappen statt Windeln... Sie fragte nach dem Geld und bekam natuerlich etwas. Es regnete, als wir uns an diesem Tag in einem Bistro hingesetzt haben. Ich wollte den kalten tibeter Regen nicht abbekommen und beobachtete den leer gewordenen Jokhang Platz. Die junge Mutter ging zu einem Buedchen hinter der Kioskenreihe, ging herein. Nach einigen Minuten war sie und das Baby, gut eingepackt, wieder bereit, das Geschaeft zu betreiben... Danach hatten wir dort sooooooooo viele verschiedene Erfahrungen, das ich kaum Moeglichkeit haben werde, alles zu beschreiben. Ich kaufte dann Bonbons plastiktuetenweise, um immer etwas zu verschenken zu haben... Unser Guide Phoutsoek wurde immer aergerlich und kritisierte und offen, wenn wir etwas "diesen Faulen" gegeben haben. Wir haben mit ihm viel darueber gesprochen - wir waren 6 Tage lang auf einander angewiesen und hatten viele Momente der Meinungsverschiedenheiten. Er war kathegorisch dagegen und sprach oft, dass er sich persoenlich peinlich beruehrt fuehlt, wenn er sieht, dass seine Landsleute betteln und nicht selbst arbeiten "weil es ja so viel Arbeit gibt"... Einige Kinder standen oft vor den Tempeln und Kloestern. Sie hatten dicke Stapel Geld in den Haenden und bettelten eifrig weiter. Brachten sie das Geld danach in den Tempel? Das wussten wir nicht... Aber es hat uns schon einige Male negativ beeindruckt, wie der Touristenfluss, der offensichtlich zunimmt, die Menschen und besonders Kinder schnell zum Betteln verleitet... Jeder Jeep wurde sofort umringt und es wurde mit allen Mitteln gezeigt, dass die Gabe noetig ist. Ich beschreibe vielleicht spaeter einige Situationen...
In Nepal, in dem Land, dem eigentlich sehr schlecht geht, haben wir kaum Bettler gesehen. Wie konnte es sein? Es wird viel gearbeitet, das ist so. Aber die Kinder streckten nicht sofort die Hand entgegen, wenn sie uns sahen. "Heilige Maenner" der Hindus fragten nach "Donation", eine alte Frau vor einem Tempel sammelte Geld, ein Mann ohne Bein fragte hoeflich nach "kleiner Hilfe" im Flughafen Kathmandu...

Nun...

Wir sind in Indien.
Die Agression, das aggressive und ruecksichtslose Betteln macht uns und unsere Beziehung zum Land kaputt. Maria will hier nur weg. Wir waren bereits mehrere Male "eingeschuechtert" von Bettlern, sodass wir lieber nicht auf die Strasse gingen. Einige krasse Situationen erlebten wir gerade in Pushkar, einem suuuuuper heiligen Ort der Hindus... Dieser Ort ist aus meiner Sicht nicht mehr "holy Place", das ist ein eher "Business-Place" geworden... Traurig.

Meinen PC hier muss ich mir ganz vielen bereits wartenden Hotelgaesten teilen. Spaeter weiter... Bis dann...

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