Sonntag, 28. September 2008

Rudern

In Marias neuen Schule gibt es seit 70 Jahren einen Ruderverein. Maria möchte diese Sportart ausprobieren. Wir fahren zum Kanal. Johanna nehmen wir mit. erst wollte ich mit ihr zu hause bleiben. Aber ihr Schnupfen hat nachgelassen, sie atmet frei, die Gesichtshaut sieht gut aus - keine wunden Stellen.
Es ist schön warm, die warme Luft wird ihr gut tun, und sie kann dabei sein.

Johanna kann Maria bei dem ersten Rudern zuschauen und winken.
Liebes Kind Johanna, du wirst ein solches Hobby und eine solche Schule und einen solchen Verein NIEMALS haben... Alles ist für dich unerreichbar... Du bist von Anfang an ausgeschlossen und du kannst nur winken...
Danach fand ich unter einer Birke vier Riesenpilze. Theoretisch kann man sie mitnehmen und zum Abendessen mit Kartoffeln anbraten... Aber das tut hier irgendwie keiner... und ich auch habe dies schon so viele Jahre nicht mehr gemacht. Nach Tschernobil ist mir längst die Lust vergangen...
So kann ich Johanna an dem Pilz riechen lassen -
und die Pilze weiter wachsen lassen...

Der tag verging gut. Wir dachten schon, Johanna hat´s überstanden.
Ab ca. 22:00 weint sie immer wieder.
Ein wenig Schmerzmittel hat sie bereits bekommen.
Oh mensch, Kind, ich will keine Ohrenschmerzen behandeln, wir wollen ja in den Ferien etwas unternehmen, bleib´ bitte gesund!

5 Kommentare:

About all of this hat gesagt…

Guten Abend Irina,

vielleicht wird Johanna nicht rudern, sondern lieber in der Down-Syndrom-Marathonstaffel mitlaufen? Ich werde dann liebend gerne ihr persönlicher Laufbegleiter! Ich werde in 2 Wochen mit der Staffel in München laufen und werde Dir berichten.

Lieben Gruß!
Claudia

Anonym hat gesagt…

Warum sollte Johanna nicht auch eines Tages mal rudern und in einem Sportverein, in dem der Teamgeist am wichtigsten ist, sein können!?
Lasst euch nicht entmutigen und beschränken von den Konventionen und den Schranken in den Köpfen vieler Menschen! Es wird vielleicht einiger Anstrengungen bedürfen, solche Hürden zu nehmen, aber für unsere Kinder machen wir das doch gerne!
Sanne, die auch hofft, für ihre Mia Grenzen überwinden zu können.

Johanna schaut in die Welt ... hat gesagt…

Guten Abend Claudia,
wenn es so ist, sind wir natürlich dabei! Die bauch- und oberschenkelmuskeln trainieren wir ja schon länger, die ersten Schritte - irgendwann werden sie auch bei uns kommen - musst du dann begutachten - ob das für den zukünftigen Marathonlauf taugt... Wer weiß, vielleicht gehen wir - na, laufen - doch ein Stück des Lebens gemeinsam. Wäre schön!
Liebe Grüße
Irina und Familie.

Johanna schaut in die Welt ... hat gesagt…

Hallo Sanne,
natürlich hoffe ich, dass wir für Johanna irgendwo ein Plätzchen unter der Sonne finden, und eine Sportgruppe und vielleicht eine musikalische ausbildung o.Ä. Das Rudern als solches ist ja kein Problem, unser altes Boot hat auch zwei Ruder...

Aber wenn ich Marias Schule sehe, geht mein Herz auf.
Ich stehe nun mal auf Bildung und Traditionen darin.
Was denkt man - was erzähle ich jeden tag meinen eigenen Schülern?

Karl der Große gründete Marias aktuelle Schule - Das Carolinum - aus der Begeisterung, die er der Bildung entgegen brachte... Er war leider selber ein Legastheniker und hat das Schreiben nie gelernt... Diese Begeisterung lebe ich persönlich jeden Tag. Ich empfinde einen fast physischen Schmerz bei dem Gedanken, dass mein Kind Johanna solch unüberwindbaren Grenzen hat... Ich habe nun meinen Spiegel der Erwartungen, ich habe für ihn und mit ihm mein leben lang hart gearbeitet und ich kann ihn nicht einfach wegwerfen oder plötzlich für ungültig erklären...
Tue ich das - beerdige ich ein stück von mir, oder sogar ganz. Tue ich das nicht - muss ich mit diesem Schmerz weiter leben...
Rudern wäre kein Problem...
Das ist nur die Spitze des Eisbergs, wenn man ehrlich sein will.
Irina.

Anonym hat gesagt…

Hallo Irina,
ich möchte gerne deine Gedanken zum Thema Bildung nochmal aufgreifen:
Ich bin selbst auch Lehrerin, habe selbst einen ganz humanistischen Bildungshintergrund und auch mir ist Bildung natürlich in jeder Hinsicht sehr, sehr wichtig.
Aber Bildung und Lernen ist ja eigentlich nichts Abstraktes, sondern hat immer mit den Menschen selbst zu tun. Ich finde, dass es eine Freude ist, wenn man Kindern und Jugendlichen alle erdenklichen Lernmöglichkeiten gibt, damit sie für sich so weit wie möglich kommen. Und dabei ist es doch nur allzu selbstverständlich, wenn sie dabei unterschiedlich viel Wissen erwerben können und vor allem unterschiedliche Zugänge zur Welt bekommen. Vielleicht werden Johanna und Mia kein Latinum machen (bin selbst Lateinlehrerin ;-)), aber sie werden - wenn wir es ihnen ermöglichen - doch die Werke von Beethoven und van Gogh kennen lernen und etwas mit ihnen anfangen können. Vielleicht wird ihr Zugang dazu ein anderer sein als unser kognitiver, aber ist das deshalb weniger wert?
Und noch etwas zum Verständnis von "Bildung": Damit ist ja, das siehst du sicher genauso, etwas anderes oder viel mehr gemeint als Wissenserwerb um seiner selbst willen: sich bilden heißt doch, an sich selbst arbeiten, Erfahrungen sammeln und an ihnen wachsen, eine Persönlichkeit auszubilden, die ihren Platz in dieser (gesellschaftlichen)Wirklichkeit hat. Das wünsche ich mir für meine Mia, meine Hanna, aber auch für meine Schüler/innen.

Übrigens noch ein kleiner Zusatz: Ich habe auch eine gewisse Affinität zu Karl dem Großen, ich bin nämlich in der Nähe von Aachen aufgewachsen.
Herzliche Grüße,
Sanne.