Montag, 11. August 2008

San Francisco in 24 Stunden

Für eine solche Stadt bräuchte man einfach mehr Zeit, als wir hatten.
Wir haben aber schon eine Nacht Fahrt durch die Wüste hinter uns, wir haben zwischendurch im Auto geschlafen, am Tahoe See gefrühstückt, und kommen erst am Nachmittag in San Francisco an.
Da wir vom Osten kommen, sehen wir die ersten Bauten der Stadt und den Osthafen von der Ostbrücke über die Bucht. "Eintritt" in die Stadt müssen wir bezahlen.
Wir entscheiden uns, zum Fisher Wharf zu fahren und dort uns erstmal umzuschauen. Wir alle brauchen eine Pause, Johanna braucht Bewegung. So bleiben wir eine Weile im Park am Fisher Wharf sitzen.
Johanna freut sich. Unser letztes aus Deutschland mitgebrachtes Gläschen wird aufgegessen, ab sofort müssen wir eine Alternative finden.
Auf dem Bild hat Johanna rote Bäckchen - es war windig und kalt, danach bekam sie noch Schnupfen, sodass wir dachten: nun ist es soweit, jetzt wird sie krank! Schnell auf die Hotel-Suche, schnell in die warme Badewanne! Ein Hotel fanden wir im Norden, dafür mussten wir die Golden-Gate-Brücke überqueren und machten uns das Bild, wie es sich anfühlt, wenn man auf einer solchen Höhe fährt...

Am nächsten Morgen mit einer nicht erkrankten Johanna wollten wir erst die Gegend sehen, die zum Norden von SF liegt und die für ihre Weinberge und fruchtbaren Boden bekannt ist. Wir fuhren an der Küste entlang.
Die erste Möglichkeit, den Ozean zu sehen, haben wir sofort genutzt.
So war meine und Johannas erste Begegnung mit dem Atlantik. Wir standen in der Wolke und versuchten, das Wasser unten zu erahnen...
Die ersten Gehversuche mit Papa und Maria an der Hand.
Wir verstehen, dass wir so unendlich weit fahren können, aber das Wetter wird uns heute nicht erlauben, viel zu sehen. So fahren wir lieber zurück, nach Süden, nach SF zurück, und entdecken die Brücke, diesmal zu Fuß.
Da, hinter dem Hügel, fängt sie an.
Auf einer kleinen Mauer machen wir Stop und schauen uns nochmal um. Bitte den Felsen hinter Johanna zu merken.
Nun stehen wir oben auf der Brücke. Hinter dem Schiff, da, wo ein Wolkenschleier liegt, muss eigentlich die Stadt sein, eine Reihe Wolkenkratzer... Nichts ist zu sehen, auch für die Besucher, die hier mit Ferngläsern ausgerüstet stehen...
Maria wollte immer schon wissen, wie sich die Wolken anfühlen - es ist jetzt möglich, eine sogar anzufassen... Vor vielen Jahren, habe ich mir sagen lassen, war Sir Francis Drake hier mit seinen Schiffen unterwegs. Die Wolken und der Nebel waren an dem Tag so dicht, dass er die riesige Bucht einfach übersehen hat. Also hat die Stadt später zwar den Namen SF bekommen, aber nicht zu Ehren von Sir Francis...
Plötzlich haben wir etwas Glück, und die Bucht ist doch zu sehen. Rechts ist die Stadt, ein weißer Streifen links - das berühmte Gefängnis Alcatraz.
Als wir wieder zurück gingen, beobachteten wir am kleinen Felsen in der Bucht einige Seehunde, die sich dort wie selbstverständlich bewegten - unsere erste Begegnung mit solchen Tieren außerhalb eines Zoos...
Die Brücke wird kontrolliert... jemand hatte Pech, die Geschwindigkeitsbegrenzung zu missachten... Einen Polizeiwagen wollten wir schon immer aus der nächsten Nähe betrachten - so tun wir nun, als ob wir Johanna fotografieren wollen... Im Wagen zwischen dem Fahrer- und Beifahrersitzen ist eine automatische Waffe eingebaut, sieht ernst aus. Der Polizist, der alleine alles regelt, ist auch schwer bewaffnet...
Wir wollen aus diesem Wind weg, wir gehen in die Stadt, um noch etwas Schönes zu sehen. Dieses Straßenbild von SF mit hügeliger Landschaft ist vielen aus den Dokumentationen bekannt. An der Geary Str. sehen wir viele Geschäfte, auf denen russische Werbung hängt.
Die Straße bringt uns auch zu einer besonderen Sehenswürdigkeit des SF - zum historischen Teil der Stadt.
Dort sehen wir die angesagten fünf bemalte Häuser - mit einem tollen Hintergrund einer modernen Stadt. Viele Menschen sitzen hier, schauen sich die Häuser an, essen und trinken dabei - verbringen beim Beonachten so ihre Freizeit... Ich frage mich nur, ob die Bewohner der Häuser so viele Augen auch toll finden (ob es die Bewohner noch gibt?)
Johanna fand es toll, auf dem Rasen zu spielen und zu krabbeln.
Wir könnten hier auch länger sitzen...
Wir alle wollten nicht weg. Kein Autofahren, kein Im-Auto-Sitzen, kein Straßensuche-Stress.
Alle Hunde - da war eine Menge davon - fand Johanna toll und wollte sie streicheln. Dieser Hund hat ihre Aufmerksamkeit solange ertragen bis sie sich drauf setzen wollte.
Wie soll ich nur nicht versuchen, meine Familie hier eine Pause machen zu lassen? Natürlich tue ich das, ich finde hier sogar dunkles Brot und
leckere gefüllte Fladen - links Pirog mit Pilzen russischer Art, rechts Tschebureck mit Fleischfüllug georgischer art... jo, so friedlich liegen sie hier auf dem Strand und warten darauf, von uns gegessen zu werden, und haben keine Ahnung, was da in Georgien im Moment passiert. Sie riechen so attraktiv, dass wir sie ziemlich momentan verputzen - Johanna macht gern mit.

An diesem Strand im Süden liegt die Stadtgrenze SF, wir fangen mit unserer Reise zurück nach LA an. Wir haben leider dem China-Town keinen Besuch erstattet, wie wir wollten, wir waren nicht auf dem Russian Hill, wir fuhren nicht auf der Moscow-Road und überquerten nicht den Russian River und besichtigten nicht die Ruinen vom Fort Ross...
Eine Liebesgeschichte, sollte sie nicht traurig enden, hätte vielleicht dafür gesorgt, dass man hier in SF immer noch russich sprechen würde - so wie Spanisch überall gesprochen wird... Noch vor dem Napoleonkrieg versuchte ein junger russischer Marineoffizier hier in SF Vorräte zu bekommen und Gespräche über die Gründung einer russischen Festung zu führen. Beides hat er bekommen, dazu noch das Herz der Tochter des spanischen Gouverneurs Concepcion. Die Verlobung fand statt, nur nach einem Jahr kam der junge Offizier Nikolaj Resanov nicht zurück - er starb plötzlich bei der Ankunft in Rußland, und es gab kein Mittel, die Nachricht von seinem Tode zu überbringen. Sie wartete lebenslang. Und nun spricht man trotzdem hier russisch, auch wenn es nur in den russischen Geschäften so ist. Die Welt hat sich verändert, in den unzähligen Touristengruppen hört man Moskaudialekt, Leningraderaussprache, judische Art des Redens aus Odessa oder so...

Nicht nur hier in SF - am Grand Canyon, neben dem Mormonen-Tempel und in den Hallen in Las Vegas. Komisch, dass Obama in seiner Rede in Berlin sechs Mal das Wort "Kommunismus" eingesetzt hat...

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