Montag, 26. Dezember 2011

Ein Jahr geht zu Ende...

Ganz viele Entwürfe lauern - ob halb-fertig, ob nur noch angedacht... Johanna wurde 5. Alle Theaterstücke haben wir uns in dieser Saison angeschaut... An Johannas Geburtstag durfte Johanna ihren ersten Kinobesuch starten. Sie hat an ihren Sprachfähigkeiten fleißig gearbeitet und viel Sport gemacht. Dass Mama und Papa nicht immer Zeit hatten, hat ihr offensichtlich nicht geschadet... Wer Interesse hat, muss nur "unten" schauen - ich werde alles mit den entsprechenden Daten veröffentlichen.

In den letzten 6 Wochen erleben wir eine rasante Entwicklung. Ein Traum - das Hotel wurde angenommen, wir hatten und haben viele Gäste, einige Tage bereits wurde das Haus wirklich voll, wir mussten die Menschen abweisen. Ein Albtraum - wir sind Arbeitgeber. Ein Traum - die Baustelle ist beendet, es wird nur an einigen Details gearbeitet. Ein Albtraum - die Verwaltung klaut die Reste der Luft, die noch übrig waren. Ein Traum - ein Blick auf das ganze Jahr der harten Arbeit, und das ist ein zufriedener Blick. Ein Albtraum - das soziale "Umdenken"...

Darüber möchte ich mehr schreiben. Passt das überhaupt in Johannas Blog? Sie schaut ja in der Überschrift in die Welt... haben wir ihr mit diesem Haus eine "richtige" Welt verpasst? Sie schaut ja nicht in irgendeine Waldorf-eingehauchte Welt, sondern erst in unsere, Eltern-welt hinein...

Johannas Papa hat da seine eigenen Gedanken.
Ich, ihre Mutter, wühle und wühle in meinem Gedächtnis...
Und hier sind nun meine Gedanken.
Mit einem Schulzeugnis mit 1,0 öffnet sich eine große Welt. Mit einem Studiumabschluß von 1,1 öffnet sich auch Eigenes... aber... als eine aleinerziehende Mutter und kein Partei-Mitglied... muss man ein Weilchen warten, bis man promovieren kann. Irgendwann steht einer Doktorarbeit nichts mehr im Wege... außer dass das Land plötzlich auf die Idee kommt, keine Stipendien etc. für die Sprachwissenschaft zu zahlen... Was ist nun mit der stolzen Doktorandin? Dann kann die angehende Doktorandin vielleicht etwas anderes tun, um ohne Ünterstützung des Staates auszukommen? Es wird genäht! Abendkleider, sie bringen viel Geld. Eine Nacht Nähen bringt so viel Geld wie zwei Stipendien...
Aber schon damals wurde es klar: ein soziales "Umdenken" war nötig. In dem Moment, in welchem man vor einer Kundin kniet, um den Saum abzustecken, zeigt sich jede Kundin anders. Schon damals habe ich gelernt, auch im Knien - oder besonders im Knien - den Blickwinkel auf sich selbst nicht zu verlieren.

Ich fragte mich damals, wozu ich das alles mitmachen musste.

Nun weiß ich das.

In dem Moment, in dem man dem Gast Frühstück serviert, ein frisches Tuch bringt oder gar das Zimmer putzt, zeigt sich jeder Gast nun... wie man das besser sagen kann... ANDERS... es wird Vieles ausgelebt, was in Einem vieleicht lebt und sonst keinen Ausgang findet...

Früher, noch vor 6 Wochen, war meine Welt sehr jung. Ich war umgeben von jungen Menschen, aus den Familien, in welchen man sich um die Kinder kümmert... Jetzt ist das nur meine "Vormittags-welt". An den Nachmittagen lerne ich viele andere Menschen kennen. Nicht nur Alter oder Beruf... auch Respekt zu meiner, "niedrigen", Position...

Aber ich kenne und kann das ja schon. Auch im Knien - oder besonders im Knien - den Blickwinkel auf sich selbst nicht zu verlieren.

Komisch, der Beruf heißt schon abwertend... ZimmerMÄDCHEN...

Und noch einmal... Passt das überhaupt in Johannas Blog? Sie schaut in die Welt... haben wir ihr mit diesem Haus eine "richtige" Welt verpasst? Werden die Menschen unserem "unperfekten" Mädchen mit Respekt begegnen? begegnen können?

2 Kommentare:

Claudia hat gesagt…

Liebe Irina, ich mag Deine Sichtweise, Deine Art Dinge zu empfinden, und auch wie DU die Welt siehst. Ich würde sehr gerne mehr über Euer Haus erfahren, vielleicht habt ihr eine Internetseite und du magst mir den link schicken? Spontan hatte ich die Idee man könnte auch ein tolles Bloggertreffen dort vereinbaren, mit Übernachtung und Frühstück. Es ist toll, was ihr dort geschaffen habt. Ein buntes Fleckchen in einer oft viel zu grauen Welt.

Liebe Grüße, und euch ein gutes neues Jahr 2012.

Anonym hat gesagt…

ich wäre dabei!!!!!!!

liebe irina

ich lese hier beinahe atemlos und wirklich berührt!

ganz viel glück, zufriedenheit und erfolg euch mit eurem projekt.

alles liebe

christina